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Interview mit Tanya Lenn von der Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg e.V. in Teltow.

Wie wir Menschen gut durch heiße Sommertemperaturen kommen, wissen wir: viel trinken, nicht zu sehr anstrengen, möglichst im Schatten und Kühlen aufhalten. Aber wie geht es den drolligen Eichhörnchen bei großer Hitze? Wir haben Eichenhörnchen-Mama Tanya Lenn befragt, die zurzeit ungefähr 30 verletzte und geschwächte Hörnchen aufzieht und aufpäppelt, damit sie bald wieder gesund und munter in freier Natur leben können.
Tanya Lenn:
Wildtiere wie Eichhörnchen passen sich gut an die natürlichen Bedingungen an, aber im Sommer sind Trinkstellen sehr wichtig. Andere Hörnchen können die Flüssigkeit, die sie brauchen, aus der festen Nahrung decken, Eichhörnchen nicht. Sie halten sich deshalb im Sommer gern in der Nähe von Gewässern auf. In der Stadt ist das häufig nicht möglich. Ich bekomme oft Anrufe, dass Eichhörnchen auf dem Boden gefunden wurden, die unter Wassermangel leiden. Wir können im Garten, auf dem Balkon oder dem Hof flache Wasserschalen aufstellen. Gut geeignet sind zum Beispiel große Untersetzer von Blumentöpfen, andere Gefäße gehen natürlich auch, sollten aber nicht höher als acht Zentimeter sein. Jedes Jahr ertrinken viele Eichhörnchen in ungeschützten Wasserstellen wie offenen Wassertonnen oder in Teichen, wenn der Rand nicht befestigt und rutschig ist. Dann können sich die Tiere oft nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Wasser befreien.

Wo stelle ich das Wasser am besten hin? Vielleicht auf eine etwas höhere Stelle?
Tanya Lenn:
Die Wasserschale im Garten einfach auf den Boden stellen, auch gleich mehrere, denn Igel und Vögel nutzen sie ebenfalls gern. Es muss täglich frisches Wasser sein. Gut für die Eichhörnchen ist zum Beispiel auch ein großes Stück Melone, damit bekommen sie Flüssigkeit und Fruchtzucker als Energiespender. Es kann nämlich sein, dass eine Mama zu dieser Zeit ihren Nachwuchs aufzieht, denn Eichhörnchen bekommen zwei Mal im Jahr Junge – im Januar geht es los und kann sich bis August hinziehen. Dann gibt eine Mama all ihre Energie und Kraft für ihre Jungen und kann so etwas sehr gut gebrauchen. Wichtig ist dabei, dass die Melone immer frisch ist, sie muss also abends wieder weggenommen werden.
In unseren Kirschbäumen im Garten sehe ich auch oft Eichhörnchen mit einer Kirsche zwischen ihren Pfötchen.
Tanya Lenn:
Süßkirschen schmecken ihnen ebenfalls. Damit bekommen die Eichhörnchen auch Flüssigkeit und Fruchtzucker. Gefährlich können Netze über den Kirschbäumen sein, weil sich die Eichhörnchen darin schnell verfangen.
Schwitzen Eichhörnchen eigentlich?
Tanya Lenn:
Eichhörnchen können nur über ihre Flächen an den Pfötchen die Hitze ausgleichen. Das sind nur kleine Körperstellen. Die Tiere sitzen dann im Schatten auf dem Baum in ihrem kugligen Nest, dem Kobel, oder hängen einfach nur ab, lassen also wirklich alle „Viere“ nach unten hängen. Wer so etwas sieht, muss sich also keine Sorgen machen, dass es dem Hörnchen vielleicht nicht gut gehen könnte.

Sie kümmern sich sehr liebevoll um Eichhörnchen, was mögen sie an diesen Tieren?
Tanya Lenn:
Eichhörnchen sind nicht nur drollig, sondern auch sehr neugierig, pfiffig und individuell. Wie verschieden sie sind, sieht man auch an ihren Nestern. Die Kobel sehen sehr unterschiedlich aus. Manche stopfen das Nest mit Moos aus, andere mit den weißen Flusen der Pappelsamen und einige lieben Lappen und Stoff. Ich habe von zwei Familien gehört, die dachten, jede mopst der anderen die Scheuerlappen, die auf dem Balkon trockneten. Dann entdeckten sie, dass ein Eichhörnchen damit das Nest gepolstert hat. In einem anderen Fall zog ein Eichhörnchen einer kleinen Ziervogelscheuche sogar das Mäntelchen aus und machte damit das Nest kuschelig. Unter den Eichhörnchen gibt es Einzelgänger, Gruppen mit zwei, drei Tieren und wieder welche, die sich nur in der kalten Jahreszeit mit anderen ins Nest kuscheln. Die Tiere trauern auch richtig.
Wenn in Teltow jetzt Eichhörnchen herumflitzen, dann könnten das welche sein, die Sie jetzt wieder gesund und munter in die Freiheit entlassen konnten.
Tanya Lenn:
Ja, ich habe gerade wieder ein Gruppe mit fünf Hörnchen auswildern können. Sie sind zwischen 14 und 16 Wochen alt. Erst mit acht Wochen fangen sie an, auch feste Nahrung zu sich zu nehmen, knabbern an Nüssen ohne Schale oder Äpfeln. Trotzdem muss ich dann noch mit einer kleinen Milchspritze zufüttern, was schließlich immer weniger notwendig ist. Um sie auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten, leben sie dann hier in einer Voliere, bis sie endgültig wieder in die Freiheit können.
In der freien Natur passt die Eichhörnchen-Mama sehr genau auf, dass die Kleinen erst mit acht Wochen das Nest verlassen, da ist sie sehr streng.
Meine wichtigste Aufgabe ist, darüber zu informieren, was jeder von uns tun kann, damit diese niedlichen Wildtiere ihrer Natur entsprechend leben können.
Vielen Dank für das freundliche Gespräch, Frau Lenn!

Und wer mehr über Eichhörnchen erfahren will und auch darüber, was wir Menschen noch für diese Tiere tun können, der findet viele weitere spannende Informationen auf der Seite der Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg e.V.

 

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